In einem Artikel des Harvard Business Reviews aus dem Jahr 2013 geht der Autor Matthew Lieberman der oben genannten Frage nach. Dahinter liegt die eigentliche Frage, was eine gute Führungskraft ausmacht? Aus einer Studie mit 60.000 Teilnehmern geht hervor, dass Führungskräfte insbesondere dann als sehr gut angesehen werden, wenn sie zwei Eigenschaften haben: hohe Ergebnisorientierung und soziale Kompetenz. Während die Ergebnisorientierung mit Motivation, Zielstrebigkeit und analytischen Fähigkeiten einhergeht, bezieht sich die soziale Kompetenz auf die Fähigkeit zur Kommunikation und Empatie. Iteressant ist nun, dass Führungskräfte unterschiedlich stark als gute Führungskräfte wahrgenommen werden. 14% der Führungskräfte mit einer hohen Ergebnisorientierung werden als sehr gut angesehen. Führungskräfte mit hoher sozialer Kompetenz sogar nur zu 12%. Ganz anders verhält es sich jedoch, wenn eine Person beide Kompetenzen in sich vereint. In diesem Falle sehen 72% der Befragten eine Person als sehr gute Führungskraft. Erst die Kombination von Ergebnisorientierung und sozialer Kompetenz erhöht die Wahscheinlichkeit eine exzellente Führungskraft sein zu können signifikant. Erst durch die sozialen Fähigkeiten können fachliche Fähigkeiten zur Wirkung gebracht werden. Man könnte mathematisch von einer Multiplikation sprechen.

Die hier dargestellte Erkenntnis ist sicherlich nicht neu. Die Größe der Zahlen ist dennoch beeindruckend. Erschwerend kommt hinzu, dass weniger als 1% der Führungskräfte in der Studie Stärken in beiden Dimensionen hatten. Im beruflichen Alltag ist immer wieder festzustellen, dass Personen mit hoher Fachkenntnis und Motivation in Führungspositionen unabhängig von den sozialen Fähigkeiten befördert werden. Den umgekehrten Fall gibt es seltener. In einem modernen Führungsverständnis in dem Führungskräfte mit und durch Andere zielorientiert wirken, stehen aber eben das Wirken mit und durch Andere im Vordergrund. Um dieses gewährleisten zu können sind soziale Fähigkeiten unabdingbar.

Für die Entwicklung von Führungskräften ist neben dem Ausbau fachlicher Fähigkeiten die fortlaufende Entwicklung zwischenmenschlicher Fähigkeiten unabdingbar. Diese Erkenntnis ist einfach. Die notwendige Umsetzug ist schwer. Um soziale Fähigkeiten zu verbessern ist eine Änderung von Verhalten notwendig - und diese ist sehr schwer. Ein Trainig hier und ein Führungsbuch dort reichen für eine wirkliche Verhaltensänderung nicht aus. Hier bedarf es eines längerfristigen Prozesses mit fortlaufender operativer Übung in der jeweiligen Arbeitswelt. Arnold Schwerzenegger soll gesagt haben: “Es hat noch niemand Muskeln dadurch bekommen, dass er mit beim Training zugesehen hat.” Marshall Goldsmith hat diesen Punkt als “Führung ist eine Kontaktsportart bezeichnet”. Es bedarf als persönlicher Übung jenseits der Komfortzone über einen längeren Zeitraum. Das ist schwer und anstrengend. Nach den Ergebnissen der genannten Studie winkt dafür aber die Chance auf die Entwicklung zu einer sehr guten Führungskraft.

Quelle: Matthew Lieberman: Should Leaders focus on Results, or on People?, HRB, 27.12.2013